Wie ein Wettkampf in Deutschland zum Türöffner für den Kitesport wurde

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Kristin Boese gehörte zu den ersten Kitesurferinnen in Deutschland und ist auch heute noch weltweit eine der bekanntesten botschafterinnen des Sports. Die best-Teamfahrerin und neunfache Weltmeisterin erinnert sich zurück an eine Zeit, in der hierzulande nahezu niemand etwas mit dem Begriff Kitesurfen anfangen konnte und ein Wettkampf an der Nordseeküste alles veränderte.

Als ich vor 13 Jahren meine Leiden- schaft für das Kitesurfen entdeckte, war der Sport in Deutschland komplett unbekannt. Bei meiner Suche nach Sponsoren musste ich damals noch allen Marketing-Managern erklären, was Kitesurfen überhaupt ist. Und das, obwohl der super spektakuläre und faszinierende neue Wassersport in Ländern wie Spanien und Frankreich bereits fast wie eine Art Volkssport gefeiert wurde, die nationalen Kiter dort in TV-Werbungen über den Bildschirm düsten und richtig Karriere machten. Deutschland war damals deutlich langsamer.

Drei Jahre später wurde der Kitesurf World Cup in St. Peter-Ording zur Rettung für mich und viele andere Profis. In einem Land, in dem nur wenige überhaupt wussten, was man mit einem übergroßen Lenkdrachen und einem Board auf dem Wasser so anstellen kann, fand plötzlich der größte Kitesurfwettkampf der Welt statt. Zehn Tage lang wurde der Sport in Deutschland gefeiert, von den Medien gelobt und von der Öffentlichkeit plötzlich wirklich ernst genommen. Eine richtungsweisende Wende. Neunmal hat die Agentur Act Agency als Veranstalter des Events dieses Wunder bis heute wiederholt. Mit jedem Jahr wuchs nicht nur der Kitesurf World Cup in St. Peter-Ording, sondern auch der Sport, was viel mit der Präsenz dieser Veranstaltung in der Öffentlichkeit zu tun hat. In diesem Sommer ist der Pringles Kitesurf World Cup ein Megaevent mit Hunderttausenden von Besuchern aus der ganzen Welt und man wird nicht mehr fragend angeschaut, wenn man jemandem in Deutschland erzählt, dass man kitesurft.

„DER KITESURF WORLD CUP IN ST: PETER-ORDING BESITZT FÜR DEN BEKANNTHEITSGRAD UNSERER SPORTART EINE ABSOLUTE SCHLÜSSELFUNKTION.”

Für die Profis ist die teilnahme am Pringles Kitesurf World Cup daher nicht nur wegen der Punkte für die Weltrangliste interessant, sondern auch wegen der hohen Professionalität des Events, den einzigartig hohen Zuschauerzahlen und der riesigen Aufmerksamkeit der Medien, die es so bei keinem anderen Kitewettkampf gibt.
Sie können sich gefeiert, geehrt und berechtigt fühlen auf der Eiderstedt-Halbinsel. Der Kitesurf World Cup in St. Peter-Ording besitzt für den Bekanntheitsgrad unserer Sportart eine absolute Schlüsselfunktion. Er hat das Kitesurfen in Deutschland bekannt gemacht, tausende Wassersportbegeisterte mit dieser Form des Wassersports in Kontakt gebracht und den Profis damit die Sponsorensuche erleichtert. Ende August beschert er den unzähligen Familien, Jugendlichen, Senioren, Besuchern aller Schichten und Altersklassen wieder einen unvergesslichen Besuch am Strand von St. Peter-Ording und wird hoffentlich noch viele Jahre als Ausnahmeveranstaltung in Deutschland die Fahne für das Kitesurfen nach oben halten. Das wird allerdings nur möglich sein, wenn sich alle Besucher an die Regeln des Naturschutzes halten und der Ordinger Strand den Respekt erfährt, welchen er als sensibler Teil des UNESCO-Weltnaturerbes verdient hat. Wir alle haben es also gemeinsam in der Hand, zu beweisen, dass wir die Natur nicht nur für unseren Sport nutzen, sondern auch die angemessene Rücksicht auf sie nehmen und damit gleichzeitig das Fortleben der größten und wichtigsten Kitesurfveranstaltung der Welt auf lange Sicht zu sichern.

Dieser Artikel ist in der Ausgabe Nr. 47 erschienen.